Pura Raza Española

Weißer P.R.E.-Hengst am Strand
iStock/OlgaIT

Pura Raza Espanola

Den Namen Pura Raza Espanola, kurz P.R.E. genannt, gibt es seit Anfang dieses Jahrhunderts. Zuvor wurden Pferde dieser Rasse oft umgangssprachlich als Andalusier bezeichnet. Doch dies ist keine korrekte Rassebezeichnung.  Viel mehr werden oft Pferde ohne Abstammungsnachweis und nicht ganz rassereine Tiere mit diesem Begriff bezeichnet.

Das Spanische Pferd

Über die Entstehung des heutigen Typs des spanischen Pferdes gibt es unterschiedliche Theorien. Sicher ist, dass bereits 300 – 400 n.Chr. das spanische Pferd die gleichen morphologischen Grundzüge aufwies wie heute. Auch aus dem Mittelalter geben zahlreiche Gemälde und Reiterstandbilder deutliche Hinweise, wie das spanische Pferd zu dieser Zeit aussah. In den Rassen, die vor vielen hundert Jahren die heutige Pura Raza Espanola mitbegründeten, floss wahrscheinlich das Blut uralter Iberischer Pferderassen.

Einfluss anderer Rassen auf die Zucht

Von einer Beteiligung arabischer Pferde bei der Konsolidierung der Rasse wird oft berichtet. Doch es gibt Aspekte, die darauf hindeuten können, dass diese Theorie eher unwahrscheinlich ist. Die Mauren, die Spanien im 8 Jh. n. Chr. eroberten, waren kein Reiterheer. Die Anzahl der Pferde, die mitgeführt wurde, war verschwindend gering. Außerdem waren die Pferde, die mit den maurischen Eroberern nach Spanien kamen in der Regel keine Wüstenaraber, sondern Berber. Die Iberische Halbinsel war zu dieser Zeit viel pferdereicher als Nordafrika. So kam es, dass die Mauren zwar nur mit wenigen Pferden kamen, in kürzester Zeit aber wurde aus den Fußsoldaten ein Reiterheer.

P.R.E. mit Reiterin
iStock/vikarus

Der P.R.E. – Pferd der Könige und Herrscher

Dafür, dass sich mit der Eroberung der spanischen Halbinsel durch die Mauren der Typ des spanischen Pferdes nicht maßgeblich verändert hat, spricht auch das Profil des antiken spanischen Pferdes, das bereits gerade oder subkonvex war. Viele berühmte Herrscher besaßen ein Pferd spanischer Herkunft, so z.B. schon in der Antike der römische Herrscher Caligula, später auch Richard Löwenherz, ebenso wie Friedrich der Große und  Napoleon Bonaparte.

Blüte der Zucht

Im Mittelalter blühte die Zucht des spanischen Pferdes. Es war hochgeschätzt als Kriegspferd und an den europäischen Fürstenhöfen sehr begehrt. Die Kriegführung änderte sich, die schweren Rüstungen verschwanden immer mehr. Die massigen, unbeweglichen Pferde waren den leichteren, beweglichen spanischen Pferden unterlegen, die in ganz Europa in die wuchtigeren Landschläge eingekreuzt wurden. So waren spanische Pferde maßgeblich an der Entstehung von Kladrubern, Lipizzanern, Fredericksborgern, Neapolitanern, sowie den Süd- und Nordamerikanischen Pferderassen beteiligt.

Einfluss auf andere Zuchtgebiete

Auch an der Entstehung des Englischen Vollbluts hatten spanische Pferde ihren Anteil. Nach den Verzeichnissen des Herzogs von Newcastle waren die berühmten „Royal Mares“ in Spanien erworben worden. Es gab zu dieser Zeit viele adlige Familien, die der Pferdezucht nachgingen. Einen einheitlichen Typ gab es nicht, diese Familien züchteten nach eigenen Vorstellungen, ihr Familienname wurde zu einer Art Markenzeichen, unter dem diese Pferde bekannt wurden. Berühmte Namen aus dieser Zeit waren z.B. die Valenzuelas, Guzmanes und die Zamoranos. Damals begann auch die Geschichte der Cartujanos, der berühmten Pferde der Karthäusermönche.

Die strengen Zuchtregeln der Karthäusermönche

Hierro de la Cartuja – Der Glockenbrand der Karthäusermönche
Im 15. Jahrhundert förderte Don Alvaro Obertus de la Valeto die Karthäusermöchne. Mit seinem Tod vererbte er im Jahre 1476 den Karthäusermönchen in Jerez de la Frontera etwa 40 km² Land, auf dem die Mönche ihre Zucht betreiben konnten, mit der sie sich schon vorher beschäftigt hatten. Neben Jerez züchteten die Mönche damals in Sevilla und später in Cazallo.

Andalusier, Spanier, Iberer und Cartujanos

Die Grundlage dieser Zucht bestand aus besonders ausgesuchten Exemplaren der zu diesem Zeitpunkt in Andalusien gezüchteten Pferde. Es wird davon berichtet, daß die Mönche von Jerez zu dieser Zeit die Zucht von Pedro Picado übernahmen, der seine Schulden bei den Mönchen nicht bezahlen konnte. Seine Zucht ging auf Pferde der Brüder Zamora aus Jerez zurück. Königliche Edikte im 17. Und 18. Jahrhundert bedeuteten fast den Untergang der Rasse. Unter französicher Herrschaft wurde auf Befehl Napoleons die Einkreuzung größerer und schwerer Pferde fast in ganz Spanien durchgesetzt.

 

Die Karhäusermönche weigerten sich jedoch strikt, den Befehlen zu gehorchen. Sie brachten ihre Pferde in Sicherheit, um mit ihnen rein weiterzuzüchten. Nur ihrer Sturheit und ihrer Findigkeit ist es zu verdanken, daß diese Pferderasse über Jahrhunderte bis heute erhalten blieb. Anfang des 19. Jahrhunderts mußten die Karthäusermönche ihren gesamten Pferdebestand abgeben. Den wesentlichen Teil der Pferde übernahm der Pater D. Pedro Jose Zapata y Caro, der Gründer des Krankenhauses von Arcos de la Frontera. Das war die Geburtsstunde des berühmten Kandarrenbrandes, der bis heute existiert.

 

Die Zapatas waren meist Braune oder Rappen. Zu dieser Zeit wurden auch viele Zapatas nach Portugal verkauft, die unter Anderem die Grundlage des berühmten Gestüts Alter Real wurden.1854 wurde das gesamte Gestüt Zapata verkauft. Es wurde zum größten Teil von dem bereits erwähnten Vincente Romero Garcia übernommen, der auch den Brand weiterführte. Er fügte er dem Kandarenbrand noch ein C hinzu. Seit diesem Zeitpunkt existieren 2 Kandarenbrände, der ohne und der mit dem C.

 

Besitzer dieser Brände waren im Laufe der Jahre: Hermanos Dominguez, Francisco Chica, Juan P. Domecq, Roberto Osborne, Fernando C. de Terry, Isabell Merello Viuda de Terry, Rumasa S.A. und heute die staatliche Gesellschaft Expasa. Der Kandarrenbrand wird immer mit dem Namen TERRY in Verbindung gebracht, doch wie man sieht, hat dieser Brand seine eigene Geschichte. Fernando C. de Terry hatte den Brand 1949 erworben, verstarb aber bereits 1952. In der Folgezeit besaß seine Witwe den Brand bis 1981. Danach übernahm die Holding RUMASA S.A. das Gestüt. Nach dem Konkurs der RUMASA S.A. stand das Gestüt einige Jahre zum Verkauf. Erst 1990 entschloß man sich, eine staatliche Gesellschaft, die EXPASA zu gründen, die das Gestüt und den Brand übernahm.

 

Nach Jahren des Niedergangs versucht man heute unter wissenschaftlicher Leitung dem Gestüt neuen Glanz zu verleihen. Nachdem Jahrzehnte lang die Pferde der Familie TERRY als die Besten Spaniens galten, hat sich das heute geändert. Es gibt heute andere berühmte Zuchten, deren Zuchttiere lückenlos auf Pferde mit dem Kandarrenbrand zurückgehen und die mit viel Erfolg die alte Tradition der Zucht des reinen CARTUJANOS fortsetzen.

 

Die berühmtesten CARTUJANO – Gestüte sind heute JUAN MANUEL DE URQUIJO (CONDE DE ODIEL), J. GOMEZ- CUETARA, MARQUES DE SALVATIERRA, LAS LUMBRERAS und langsam wieder das Gestüt mit dem Kandarrenbrand „HlERRO DEL BOCADO“ der staatlichen Gesellschaft EXPASA.

 

Andere Zuchten haben mit großem Erfolg auf die alten Karthäuser aufgebaut, die Namen der Gestüte sind heute schon Markenzeichen geworden. Dazu gehören besonders MIGUEL ANGEL + PEDRO DE CARDENAS, ESCALERA, LOVERA, GUARDIOLA, LAZO DIAZ, ROMERO BENITEZ und die YEGUADA MILITAR. Die Pferde dieser Gestüte und die der CARTUJANO Zuchtstätten unterscheiden sich durchaus, obwohl alle PURA RAZA ESPAÑOLA sind.

 

Die CARTUJANOS entsprechen dem Typ des alten Barockpferdes, während andere Züchter versuchen, ein leichteres europäisches Sportpferd zu züchten. Solange das in einem gewissen Rahmen geschieht, ist gegen eine gewisse Variationsbreite innerhalb der Rasse sicher nichts einzuwenden. Sollte jedoch der besondere Typ des Spanischen Pferdes verloren gehen, hätte man sich selbst einen Bärendienst erwiesen. So sollten gerade die rassetypischen Eigenheiten der Bewegungen des spanischen Pferdes erhalten bleiben, die zu einem ganz erheblichen Teil ihre Ausstrahlung ausmachen.

Rassenmerkmale:

  • Stockmaß: Zwischen 150 und 160 cm
  • Farben: meist Schimmel, auch Falben, Braune, Rappen, Füchse
  • Ursprung und Verbreitung: Spanien, vorallem Andalusien und Extremadura (Südosten)
  • Aussehen / Exterieur: Sieht wie ein klassischer Andalusier aus, eleganter Kopf, leicht sinkende Kruppe, tief angesetzter Schweif, lange tiefe Brust, lange Schultern,
  • Haupteinsatzgebiet: Reitpferd