Westfalen

Ein dem allgemeinen deutschen Zuchtziel entsprechendes Sportpferd, doch etwas stärker im Kaliber als viele andere. Nobler, gut mittelgroßer Kopf, manchmal ganz leicht geramst. Langer, schön geformter Hals, aus einer schrägen und langen Schulter kommend. Genügend Rist, stabiler Rücken. Rumpf tief und breit, Tendenz zur Länge, kräftige Nierenpartie. Deutlich abgeschrägte Kruppe mit kräftiger Bemuskelung, tiefer Schweifansatz. Massives Fundament mit kräftigen Gelenken und Sehnen und großen Hufen. Bedeutende Hebelung, fördernde Grundgangarten, großes Springvermögen. Alle Grundfarben. Größe zwischen 165cm und 172cm Stockmaß.

Im Mittelalter gab es in Westfalen überall Wildpferdeherden. Tausende zogen freilebend in kleinen Familienverbänden durch Moore, Heideflächen und Wälder der westfälischen Tiefebene. Herden gab es im Emscherbruch bei Duisburg, in der Davert, bei Borken und Ahaus im Letterbruch, im Merfelder Bruch und in der Senne bei Bielefeld. Die erste Beschreibung findet sich im 18. Jahrhundert: gedrungener, untersetzer Körperbau,kraftvoller Kopf und starkem Unterkiefer, der ihnen den Namen „Dickköppe“ eintrug. Sie fielen durch das mächtige Langhaar auf, das borstenartig, gekräuselt sehr lang wuchs. Eine Rasse, die offenbar längere Zeit ohne Vermischung fremder Hengste gedieh und im späten Mittelalter den Ruf hatte, einer der besten deutschen Schläge zu sein, waren die münsterschen Kleiepferde, durch ihr natürliches Gleichgewicht als geborene Reittiere gerühmt.

Der Name stammt von der Erde, auf der sie gediehen: Klei, fruchtbarer Boden mit einer zähen, fetten Krume. Durch den 30jährigen Krieg (1618-1648) war das bis dahin existierende Gestütswesen mit wilden, halbwilden und „zahmen“ Gestüten vernichtet. Pferde wurden hauptsächlich aus den Wildbahnen gefangen und gezähmt. Zuchten existierten kaum, Bauern ließen ihre Stuten oft von irgendwelchen Hengsten decken und die Fohlen kamen zweijährig ins Geschirr.

1767 wurden zwar Amtsbeschäler aufgestellt, die bei den Bauern jedoch auf wenig Gegenliebe stießen. Eine 1827 erlassene Körordnung verbot dann die Bedeckung der Stuten mit ungekörten Hengsten und in Warendorf entstand das westfälische Landgestüt.
Doch der Staat wollte kriegstaugliche Reitpferde, die Bauern brauchten jedoch Pferde für die Feldarbeit, mußten ihre Stuten jedoch mit Beschälern „von grosser Rasse“ (edle Hengste) decken lassen. Und an den westfälischen Adelshöfen wurde vor allem Vollblutzucht betrieben. Es wurde wahllos gekreuzt. Dänische, belgische, preußische, oldenburger Pferde wurden eingeführt. 1904 wurde das Westfälische Pferdestammbuch gegründet und endlich zwischen Warm- und Kaltblutzucht unterschieden. 1920 wurde auf einer Generalversammlung des Stammbuchs entschieden, künftig auf hannoverscher Basis zu züchten.

Für die Kaltblutzucht waren 1881 auf Drängen der Bauern die legendären Belgier Flick und Flock eingeführt worden. Staatlicherseits setzte man nicht viel Hoffnungen in die Kaltblutzucht. Doch die beiden Belgier wurden zu Gründervätern der westfälischen Kaltblutzucht, weitere Belgier wurden dann erfolgreich eingesetzt. Die Kaltblüter wurden landläufig Belgier genannt, doch bevorzugte man in Westfalen einen leichteren Schlag als im Rheinland.

Mit der Gründung von Warendorf 1826 kam man dem steigenden Bedürfnis der Zeit nach Remonten nach. Anfänglich stark ostpreußisch geprägt, wurde der Hengstbestand rasch vergrößert. 1904 wurde das Westfälische Pferdestammbuch begründet. Ab etwa 1920 wurde der bis dahin ziemlich wahl- und erfolgloesn Kreuzungszucht ein Ende gesetzt, man stellte den gesamten Bestand auf hannoversche Grundlage um. Daneben wurde nur sparsam Veredlerblut eingesetzt. Inzwischen ist Westfalen nach Hannover das zweitgrößte Zuchtgebiet (über 12000 Stuten) mit erstklassigen Sportpferden. Bedeutende Hengste waren u.a. Radetzky, Ramiro, Frühling, Pilot und Paradox I.

(eingesandt von Elke Ashoff)

Rassenmerkmale:

  • Stockmaß: Zwischen 165 und 172 cm
  • Farben: Alle
  • Ursprung und Verbreitung: Westfalen (Deutschland), heute Nord- und Südamerika, Europa
  • Aussehen / Exterieur: mittelgroßer, ganz leicht geramster Kopf; langer Hals; schräge, lange Schuler, genügend Widerrist; stabiler Rücken; tiefer, breiter Rumpf; deutschlich abgeschrägte Kruppe; kräftige Bemuskelung; massives Fundament; kräftige Gelenke und Sehnen; große Hufe;
  • Charakter / Intereur: motiviert, freundlich, freudig, schlau, einfach
  • Haupteinsatzgebiet: Reitpferd, Sportpferd
  • Allgemeines: gutes Springvermögen, gute Grundgangarten