Die wahre Größe der Ritterpferde

Plate armour is a historical type of personal body armour made from bronze, iron, or steel plates, culminating in the iconic suit of armour entirely encasing the wearer. Full plate steel armour developed in Europe during the Late Middle Ages, especially in the context of the Hundred Years' War, from the coat of plates worn over mail suits during the 14th century.
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Das Ritterpferd des Mittelalters

Eine Studie der Universität Exeter (UK) kommt zu dem Schluss, dass Ritterpferde im Mittelalter deutlich kleiner waren, als dies bislang landläufig angenommen wurde. Ganz überraschend ist diese Erkenntnis nicht. Immer wieder gab es Hinweise, dass die Ritter nicht auf mächtigen Streitrössern gesessen haben. Dazu zählen zum Beispiel einzelne archäologischen Funde von Rüstungen für Pferde. Diese Fundstücke waren häufig zur Größe von Kleinpferden passend.

Die größte Studie bislang

Im Rahmen der neuen Studie, die kürzlich im „International Journal of Osteoarcheology“ veröffentlicht wurde, ist nun erstmals eine große Anzahl an archäologischen Funden ausgewertet worden, so dass eine verlässliche Aussage über die Größe der Ritterpferde validiert werden konnte. Insgesamt wurden bei der Untersuchung 1964 Pferdeknochen aus 171 Fundstätten ausgewertet.

Maßgebliche Größe – die Widerristhöhe

Bei den Funden konzentrierten sich die Forscher vor allem auf die Widerristhöhe der Pferde. In dieser Hinsicht hat die Auswertung gezeigt, dass die Pferde in der sächsischen und normannischen Zeit (5.-12.Jahrhundert) im Durchschnitt dem heutigen Ponymaß entsprochen haben. Damit waren die Ritterpferde maximal bis zu 1,48 Stockmaß groß. In der normannischen Phase (1066 – 1200) gibt es Belege dafür, dass gelegentlich Pferde mit einer Größe von mehr als 1,50 m Stockmaß vorgekommen sind. Dies wiederum könnte sich mit Vermutungen decken, dass Pferde der Rasse Bretone mit allen drei verschiedenen Schlägen gerne von Rittern eingesetzt wurden.

Gab es überhaupt DAS Ritterpferd?

Der Ritter im Mittelalter hatte keineswegs nur ein Pferd. Vielmehr hatte er mehrere verschiedene Pferde, die für unterschiedliche Aufgaben bereitstanden. Zum einen benötigte er ein imposantes Streitross, das heute gerne als Ritterpferd bezeichnet wird und damals beim Kampf zum Einsatz kam. Des weiteren brauchte ein Ritter ein leichteres Pferd, mit dem er lange Wegstrecken zurücklegte. Das Streitross wurde dann in der Regel als Handpferd mitgeführt. Darüber hinaus mussten Packpferde, die sogenannten Klepper, die Rüstung und gelegentlich auch den Knappen tragen.

Der Ritter und seine Rüstung – zwei Schwergewichte

Der Ritter hatte je nach Epoche und je nach Einsatzbereich verschiedene Rüstungen. Die Vielfalt reichte vom Kettenhemd bis zum Plattenpanzer. Die verschiedenen Rüstungsteile und Rüstungen sorgten dafür, dass der Ritter ein Gewicht von bis zu 40 oder gar bis Kilogramm tragen musste. Mit diesem Gewicht war seine Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Die Überlegung wie ein Ritter mit einer so schweren Rüstung auf ein Pferd geklettert ist, macht es schwer, sich vorzustellen, dass dieses Pferd ein Stockmaß sehr groß war. Die Leichtfüßigkeit des Streitrosses ist angesichts des großen Gewichts auf seinem Rücken auch eher fraglich. Das Pferd muss kräftig gebaut, aber auch wendig gewesen sein.

Der Ritter und die Damen – auf gleichgroßen Pferden unterwegs

Das Bild des edlen Ritterpferdes, das mit eindrucksvoller Größe leichtfüßig daher galoppiert und seinen Reiter auf dem Schlachtfeld oder dem Turnierplatz zum Sieg trägt, wird durch die Studie der Uni Exeter als Illusion enttarnt. Vielmehr legt die Studie nahe, dass die Ritter ein Pferd der gleichen Größe unter dem Sattel hatten, wie es als typisches Reitpferd für die Frauen des Mittelalters überliefert ist. Der Palfrey oder Zelter stand im Maß des heutigen Kleinpferdes, hatte angenehme Gänge und zählte zu den teuersten Pferden des Mittelalters.