Der Esel ist das Haustier des Jahres 2022

Esel auf einer Weidefläche
iStock/Dimstock

Der Esel ist das Haustier des Jahres 2022

Das Bündnis Mensch & Tier hat gewählt: Der Esel ist das Haustier des Jahres 2022. Die Haustierrasse zählt zu den Equiden und hat schon deshalb einiges mit dem Pferd gemeinsam. Die Unterschiede zwischen dem als stur geltenden Esel und dem „Partner“ Pferd sind jedoch riesig.

Der Esel – ein Verwandter des Pferdes

Sowohl der Esel wie auch das Pferd werden weltweit seit Jahrtausenden als Arbeits- Last, Zugtiere und – etwas weniger lang – als Reittiere zum Einsatz gebracht. Beide Equiden werden in der Haustierhaltung mit Gras und Heu gefüttert. Esel und Pferd sind sogar so eng verwandt, dass die Kreuzung der beiden Rassen möglich ist – das Muli und der Maulesel sind dafür ein Beweis.

Esel eines Beduinen in Donkey Mitzpe Yeriho, Westbank Israel, judäische Wüste, Israel
iStock/Diy13

Zuhause im Mittleren Osten und Vorderasien

Wie die Pferderasse der Araber, die auf der arabischen Halbinsel bereits 5.000 Jahre vor Christus gezüchtet wurde, stammt der Esel aus dem Gebiet Nordafrikas.  Esel gibt es ebenfalls schon sehr lange. Wildesel waren zunächst vor allem in den Halbwüsten und kargen Bergregionen Nordafrikas und Vorderasiens zuhause. Genügsam, an spärliche Vegetation gewohnt, mit Hitze und Kälte vertraut, an raue Winde und unebene, schwierige Bodenverhältnisse, waren die Esel Meister darin, sich in unwegsamen Regionen aufzuhalten und sich dort ihre Wege zu bahnen. Dieses Talent erkannte auch der Mensch, der schließlich vor mehr als 6.000 Jahren begann, im Mittleren Osten die wilden Esel zu zähmen, zu domestizieren und sie zu einem Haustier zu formen.

Der Esel hat viele Talente

Heute gilt der Esel als eines der ältesten Haustiere des Menschen. Er ist als Reittier ebenso verbreitet wie als Lastenträger und stellt in vielen Ländern eine unverzichtbare Möglichkeit für Transport und Fortbewegung dar. Er gilt aber auch als unerschrocken und wachsam. Kein Wunder! Sein Ruf mit dem unverkennbaren und durchdringenden Ton ist laut und deutlich zu hören. Dabei schreit der Esel längst nicht nur, wenn er aufgeregt ist oder eine Gefahr wahrnimmt. Er ruft auch nach einem Herden-Mitglied, wenn er es vermisst, ebenso wenn ihm langweilig ist oder weil er keine andere Beschäftigung hat, sagt Carola Otterstedt vom Bündnis Mensch und Tier.

 

Esel, die Heu tragen - auf einer Straße in Addis Abeba
iStock/urosr

Mischformen sind möglich

Pferd und Esel sind eng verwandt. Sogar eine Kreuzung der beiden Haustier-Rassen ist möglich. Das Muli entsteht durch Kreuzung einer Hauspferdstute mit einem Eselhengst. Der Maulesel ist das Ergebnis der Anpaarung einer Hauseselstute mit einem Pferdehengst. Dass Mulis und Maulesel in der Regel nicht fortpflanzungsfähig sind, liegt daran, dass das Pferd 32 Chromosomen hat, der Esel aber 31 Chromosomen. Trotzdem werden Mulis und Maulesel sehr gerne gezüchtet und als Pack- und Lasten- oder auch als Reit-Tiere eingesetzt. Sie sollen die besten Eigenschaften beider Haustierrassen in sich vereinen. Trittsicher, unerschrocken, ausdauernd und mit einer Tragkraft von bis zu 200 Kilogramm, werden sie sogar 30 bis 40 Jahre alt.

Pferd und Esel haben Gemeinsamkeiten

Sowohl das Pferd wie auch der Esel bewegen sich gerne. Es liegt in ihrer Natur, sich auf der Suche nach Nahrung vorwärts zu bewegen. Esel bewegen sich dabei am liebsten im Schritttempo vorwärts. Das aber ausdauernd und gerne anspruchsvoll. Ein Auf und Ab gefällt ihnen ebenso wie wechselnde Untergründe – schließlich sind das die Bedingungen, in denen sich diese Equiden zu ihrer bekannten Form entwickelt haben.

Tbilisi-Georgia, 2021 - Ein Esel zieht einen mit Heu beladenen Wagen.
iStock/AlekseiSmyshliaev

… und große Unterschiede

Die Unterschiede zwischen Pferd und Esel sind jedoch groß. Da ist zum Beispiel die Größe der Ohren. Der Esel hat deutlich größere und längere Ohren als das Pferd. Auch der Schwanz ist beim Esel anders gestaltet, es ist kein Schweif sondern ein Schwanz mit einer Quaste. Grundsätzlich ist das Fell eines Esels am Bauch und um das Maul herum heller, oft sogar weiß.

Der Esel ist kein Fluchttier

Besonders groß sind die Unterschiede zwischen Pferd und Esel jedoch beim Verhalten. Das Pferd ist ein Fluchttier, das im Falle einer Gefahr im Galopp davoneilt. Der Esel reagiert völlig anders. Nach Esel-Expertin Otterstedt bleibt der Esel stehen, analysiert eine Situation, gleicht sie mit seinen Erfahrungen ab und entscheidet dann, wie er reagiert. Den Grund für dieses Agieren sieht Otterstedt in der unwegsamen und unwirtlichen Heimatregion des Esels. Im gebirgigen Gelände kann es lebensgefährlich werden, wegzuspringen oder loszurennen.

Im Gebirge zählt Besonnenheit

Genau diese Reaktion ist es, die dazu geführt hat, dass bei Trecks durch gebirgige Regionen nicht nur Händler mit ihren Waren sondern auch die Soldaten auf den Esel gesetzt haben – und auch heute noch setzen. So setzen die Gebirgsjäger der Bundeswehr Maultiere als Tragtiere ein.