Rosenmontagsumzug – in Bonn erstmals ohne Pferde

Duesseldorf, Germany - February 12, 2018 - Unidentified as The Guard of Honor costumed young ladies at the Rose Monday Parade in Duesseldorf
iStock/We-Ge

Pferde – erstmals Verbot für Einsatz im Karneval

Der Deutsche Tierschutzbund sieht den Einsatz von Pferden bei Karnevalsumzügen sehr kritisch, trotz der inzwischen verschärften Vorschriften. Die Entscheidung der Stadt Bonn in diesem Jahr den Einsatz von Pferden bei den Faschingsumzügen zu verbieten, wird dagegen vom Deutschen Tierschutzbund als vorbildlich betrachtet.

Einsatz der Pferde beim Umzug ist Dauerstress

Viel Lärm, Menschenmassen, fliegende Bonbons, Betrunkene, die schwankend durch die Straßen torkeln – für Pferde müssen Karnevalsfeiern ein Horror sein. Sämtliche Sinne der Fluchttiere sind dabei Dauerstress ausgesetzt. „Unzumutbar“ – sagen die einen, „nur eine Frage des Trainings“ entgegnen andere. Fakt ist: Pferde gehörten in vielen Regionen traditionell an den närrischen Tagen zum bunten Treiben dazu. Doch inzwischen hat die Forschung viele Erkenntnisse über das Pferd gewinnen können.

iStock/Alexia Khruscheva

Überforderte Sinne

Die sensiblen Ohren der Pferde, die Geräusche um ein vielfaches lauter wahrnehmen als die Ohren eines Menschen, müssen beim Einsatz in einem Rosenmontagsumzug einiges ertragen und aushalten. Pferdeaugen, die einen enorm großen Sichtwinkel erfassen, aber im Bereich unmittelbar vor dem Pferdekopf einen toten Winkel haben, sind bei Festumzügen mit Menschenmassen ebenfalls einer großen Reizüberflutung ausgesetzt.

Deutscher Tierschutzbund erfreut über Verbot in Bonn

Wir begrüßen, dass man sich in Nordrhein-Westfalen zumindest mit den Problemen des Pferdeinsatzes am Karneval auseinandergesetzt hat und strengere Vorgaben macht. Doch Lärm, Gedränge und fliegendes Wurfmaterial stellen nach wie vor einen erheblichen Stressfaktor für die Fluchttiere dar. Ein Training kann nur bedingt dabei helfen, die sensiblen Pferde auf solche Einsätze vorzubereiten. Grundsätzlich sollte man sich fragen, ob Traditionsgründe allein dazu berechtigen, Pferde einer solchen Belastung auszusetzen. Im Nachgang muss ausgewertet werden, ob die Leitlinien die Situation überhaupt verbessert haben“, sagt Andrea Mihali, Expertin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund.

Tierschutzaspekte in den Vordergrund rücken

Der Verband plädiert dafür, zukünftig ganz auf den Einsatz von Pferden zu verzichten, so wie es in diesem Jahr in Bonn gehandhabt wird. Neben den Tierschutzaspekten spielt dabei auch das unkalkulierbare Risiko für die Feiernden am Straßenrand eine Rolle. 2018 wurden fünf Menschen beim Rosenmontagszug in Köln verletzt – vier von ihnen schwer, weil Pferde einer Kutsche durchgingen. Im Jahr zuvor ereignete sich ein Unfall beim Bonner Umzug. Ein Pferdegespann ergriff samt Wagen unkontrolliert die Flucht und kollidierte unter anderem mit parkenden Autos.

Cologne, Germany - March 3, 2014: Traditional carnival in Cologne, Germany. A large carnival float moves through the crowds in the streets while spectators cheer and shout for sweets.
iStock/cobalt

Neue Regeln sollen Pferde besser schützen

In NRW greifen in diesem Jahr erstmals neue Regeln, die aus den Leitlinien des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz hervorgehen. Demnach muss es unter anderem möglich sein, Pferde an mehreren Punkten der Festzug-Strecke herauszunehmen. Ein Tierarzt muss innerhalb von zehn Minuten vor Ort sein können.

Weg vom Lärm

Zudem sollen Pferde möglichst nur am Anfang oder am Ende eines Zugs positioniert werden – nicht in der Nähe einer Musikkapelle. Mindestens eine Person muss das mitlaufende Pferd begleiten. Bei einem Kutschgespann sind zusätzlich mindestens vier Wagenbegleiter erforderlich. Alkohol und andere Drogen sind für alle, die während des Umzugs mit Pferden befasst sind, tabu. Darüber hinaus sind Pferde regelmäßig auf den Einsatz vorzubereiten und an „spezielle brauchtums- und veranstaltungsspezifische Reize“, wie Wurfgeschosse, Flatterbänder oder Kapellen, zu gewöhnen.

Karneval hat sich verändert

Was vor 100 Jahren als Brauchtum üblich war, ist heute  vielleicht nicht mehr zu vertreten. Schließlich haben sich die Festumzüge und die Anzahl und das Verhalten der Feiernden im Laufe dieser Zeit drastisch verändert. Die Anzahl der Wagen, die ohrenbetäubende Lautstärke der Musik, sind dabei nur einige Aspekte.  Der Einsatz von Pferden muss daher neu überdacht werden.