Verloren im Outback


Verloren im Outback

Lara stieg aus dem Flugzeug und sah sich um. Es war heiss, sehr heiss. Na klar, sie war ja in Australien. Lara hatte sich wochenlang auf die Reise gefreut, und jetzt stand sie da und war natürlich überglücklich. Ihr langes, schwarzes Haar hatte sie zusamengebunden und sie trug ein weisses Minikleid. „He Lara“ drang da plötzlich eine Stimme an ihr Ohr. „Träumst du ?“ die 16-jährige drehte sich um und sah sich ihrer 14-jährigen Schwester Sandy gegenüber. „Komm, gehen wir“ meinte Lara und sie trotteten hinter ihren Eltern her.
Die Familie, wo sie wohnten, waren alte Freunde von Laras Vater. Sie waren vor 30 Jahren von Österreich, wo auch Lara wohnte, nach Australien gezogen. Die Freunde waren echt nett, besonders Tom, der 18-jährige Sohn, und Melanie, die 14 war.
Lara hatte zusammen mit Sandy ein Zimmer. Die beiden packten gerade aus, als es an der Tür klopfte und Melanie eintrat . „Hey, ich soll euch was fragen: kommt ihr mit reiten? Ich würde euch gern die landschaft zeigen! Tom kommt auch mit!“
„Reiten?“ fragte Lara verblüfft. Da fiel es ihr wieder ein: die Millers, so hiess die Familie, hatten ja eine Ranch mit Pferden und Rindern! „Ich bin dabei“, sagten Sandy und Lara.
Eine halbe Stunde später saßen Lara, Sandy, Melanie und Tom auf den Pferden. Lara ritt den hübchen Wallach Pretty Dancer, Sandy eine süsse Stute und Melanie und Tom ihre eigenen Pferde General Globus und Happys Painted Melody (genannt General und Melody). Der Ausritt wurde toll und Lara war begeistert von Dancer. Sie konnte zwar nicht reiten, aber es machte trotzdem Spass. Sie sahen sogar eine Pferdeherde!
„Das sind Brumbys“ erklärte Tom. „Wildpferde Australiens.“ Zuhause angekommen erzählten Lara und Sandy begeistert von dem Ritt. Sie wollten am nächsten Tag zu Freunden fahren, die
eineinhalb Fahrstunden entfernt wohnten. „Wir können dort auch reiten!“, meinte Melanie.
Am nächsten Tag fuhren sie früh los. Als sie bei den Freunden ankamen, war es schon sehr warm. „Es wird noch viel heißer, es ist erst 7 Uhr morgens! Reiten wir besser gleich aus, damit wir vor der ärgsten Hitze zurück sind!“ meinte Melanie. Der Tag wurde super, besonders der Ritt. Um 18 Uhr wollten sie sich auf die Heimreise machen. Sie waren mit 2 Autos gekommen, in dem einen fuhren Laras Eltern, Ross (Melanies Vater) und Melanie, in dem anderen Lara, Sandy und Tom. Frau Miller war nicht mit. Die Fahrt verlief zuerst ruhig. Lara und Sandy unterhielten sich mit Tom über Tiere in Australien. In dem Moment sprang ein Känguruh aus dem Gebüsch, direkt vor den Wagen! Tom versuchte verzweifelt zu bremsen, schaffte es jedoch nicht ganz und stürzte direkt in eine Grube! „Oh nein“ rief Lara, die sich als erste fasste. „Ist dir was passiert, Tom ?“ Tom stöhnte leise auf. „Mein Bein“ sagte er. „Es ist gebrochen!“ „Oh nein! Wir holen Hilfe!“ rief Lara. Zuerst wollte Tom
protestieren, aber als ihm Lara und Sandy versicherten, den Weg zurück zu kennen, ließ Tom sie gehen.
Sandy und Lara liefen bereits seit einer Stunde durch die Wüste. „Ich schätze, wir sind gleich da!“ murmelte Lara. Da kam plötzlich ein Sandsturm auf. „Oh nein“ rief Lara. „Sandy?“ Der Sturm wurde ärger, Lara und Sandy konnten kaum was sehen. Nach einer Unendlichkeit wie es ihnen schien, hörte der Sandsturm auf. „Ich weiss nicht, wo wir sind!“ rief Sandy. „Oh nein, wir haben uns verirrt!“ „Oh mein Gott“ rief Sandy entsetzt.
Inzwischen hatten Melanie ,Tom und Laras Eltern natürlich schon zu suchen angefangen. Linda, Laras Mutter war mit den Nerven vollkommen am Ende. “ Es ist ihnen sicher was passiert“ schluchzte sie.
Inzwischen war es abend, es begann zu dämmern. „Ich bin müde“ gähnte Sandy. Sie versuchten trotzdem weiterzugehen. Doch irgendwann ging es nicht mehr, die beiden konnten sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten. Schliesslich legten sie sich in den Sand. Mitten in der Nacht wachte Sandy plötzlich auf. Irgendetwas kaltes hatte ihren Arm berührt. Sie sah sich einem paar glühender Augen gegenüber…
„Aaah!“ kreischte Sandy. Jetzt war auch Lara wach. Sie erkannte sofort die Gefahr. „Geht weg“ fauchte sie die Tiere mit den glühenden Augen an. „Alles in Ordung Sandy, das sind nur Dingos.“ Der grösste Dingo drehte sich um und rannte panisch davon, gefolgt von den anderen.
„Nur Dingos?“ keuchte Sandy. „Wo in aller Welt sind wir hier, Lara? Wir werden sterben und du merkst es nicht einmal!“ „Doch“ sagte Lara leise. „Doch, Sandy. Wir werden sterben.“
Zur gleichen Zeit waren Laras Eltern und die anderen völig verzweifelt. „Wo sind sie nur?“ fragte Linda. Es war 4 Uhr morgens. Hans, Laras Vater fasste einen Entschluss: „Ross und ich, wir reiten morgen nochmals das Gelände ab.“
Es wurde langsam hell. Lara und Sandy irrten durch die Wüste, verloren in den unendlichen Weiten des australischen Outbacks. „Ich bin noch immer müde“ gähnte Lara. „Aber ich gehe nicht mehr schlafen nach dem Erlebnis mit den Dingos“ meinte Sandy.
Ross und Hans hatten die Pferde gesattelt und ritten los. „Aber eingentlich kann ihnen nichts zustossen. Tom ist doch bei ihnen“ sagte Ross zuversichtlich.
Tom lag noch immer im Auto. So hatte er Schutz vor wilden Tieren wie Dingos. Sein Bein tat zwar grauenhaft weh, aber sonst ging es ihm verhältnismässig gut. Er hatte Wasser und ein wenig zu essen. Aber er war besorgt, sehr besorgt. Warum kam niemand und holte ihn?
Es war bereits halb sieben am Morgen und es wurde langsam warm. „Meine Beine tun weh“ seufzte Sandy. „Ach Lara, was sollen wir nur tun?“
Ross und Hans waren seit einer Stunde unterwegs und hatten noch immer nichts gefunden. Langsam waren auch sie am verzweifeln. „Wir müssen die Polizei einschalten“ sagte Hans zum wiederholten Male. „Wie oft noch, Hans. Es gibt hier keine Polizei!“ antwortete Ross gereizt. Tom trank ein wenig Wasser. Da kamen doch Reiter? Wahrscheinlich hatte er schon Halluzinationen. Doch, die Reiter kamen näher! War denn das möglich? Anscheinend schon.
Er fiel in eine Art Halbschlaf, hervorgerufen durch Hitze, Müdigkeit und Schmerzen. „Tom? Tom!?“ erklang da eine Stimme an sein Ohr. Er öffnete die Augen müde. „Da-dad?“ fragte er.
„Oh mein Gott Tom? Was ist passiert? Wo sind die Mädchen?“ fragte Ross. Tom begann mit schwacher Stimme zu erzählen.
Lara und Sandy irrten noch immer im Hinterland umher. „Ich hasse Australien“ murmelte Sandy düster. „Ich hasse auch das Outback.“ „Warum?“ fragte Lara müde. „Ich meine, wenn wir sterben, ist das hier wenigstens vorbei.“
Sandy sah ihre Schwester erschrocken an. So hatte Lara bis jetzt noch nie geredet!
Ross und Hans hatten Tom nach Hause gebracht. „Kümmer dich um sein Bein“ trug Ross seiner Frau Ann auf. Ann hatte ein Ausbildung zur Ärztin gemacht. Auch wenn sie jetzt nicht mehr Ärztin war. Es war bereits neun Uhr. „Wir nehmen andere Pferde und reiten nochmals ins Outback“ sagte Ross. „Komm, Hans“
Seit einer halben Stunde ritten Ross und Hans schon. Es wurde schon heiss. In dem Moment rannten ein paar Dingos vorbei. “ Das waren Dingos?“ fragte Hans alarmiert. „Greifen die auch Menschen an?“ „Nur wenn sie sehr schwach sind“ gab Ross widerwillig zur Auskunft. Ross und Hans sahen sich an. Sie dachten beide das gleiche.
Es war schon 10 Uhr und es wurde immer heißer. „Ach Sandy“ seufzte Lara. „Ich bin so müde und schrecklich durstig.“ „Sandy? Sandy?!“ Sandy lag bewusstlos am Boden.
Ross und Hans ritten noch immer durch die unendlichen weiten Australiens. „Ach Ross, ich glaube das hat keinen Sinn“ meinte Hans verzweifelt. „Wir müssen sie doch finden!“ rief Ross. „Suchen wir noch ein bisschen weiter. Nur noch eine Stunde.“ Es war halbelf Uhr.
Lara rüttelte Sandy kräftig. „Steh doch auf!“ rief sie verzweifelt. Sie konnte kaum sprechen, so durstig war sie. „Sandy“ bettelte sie „Bitte“. Lara war auch müde. Und durstig. So Durstig. „Wir werden im Outback sterben.“ flüsterte Lara und Tränen waren in ihren Augen. Sie legte sich auf den Sandboden und verlor, wie ihre kleine Schwester, das Bewusstsein.
Ross und Hans gaben die Suche auf. „Wir müssen eine Polizei informieren. Sonst sterben meine Töchter im Hinterland. Wo ist die nächste Polizeitstation?“ „Du hast recht“ sagte Ross unvermittelt. „Die nächste Polizei ist nur leider in Brisbane“. Hans erstarrte. Brisbane war 30 Fahrstunden entfernt. „Und die Polizei ist grad im Einsatz, da kommen noch mal 5 Stunden dazu.“ meinte Ross. „Es tut mir wirklich leid, Hans.“
Lara war nicht lange bewusstlos. Sie wachte auf, als sie Hufgetrappel hörte. „Wa-was ist das?“ murmelte sie. Sie konnte kaum noch sprechen. Sie blickte sich um und da wusste sie es plötzlich. Ws waren Brumbys, hunderte Brumbys. Eine Riesenherde und sie würden sie zertrampeln, wenn sie noch länger hier lägen. Lara fuhr hoch und begann wie verrückt Sandy zu schütteln. „Was ist denn“ murmelte Sandy. „Steh auf“ fauchte Lara. „Los! Schnell.“ Sandy erhob sich mühsam. „Ich will Wasser“ stöhnte sie. Die Brumbys kamen näher. „Los komm“ rief Lara. „Sonst sterben wir!“. Mit letzter Kraft schleppten sich die beiden davon. Doch Lara wusste, sie würden es nicht schaffen. Es waren einfach zu viele Brumbys. Sie sah sie schon kommen. Es waren gut 200.
„Oh Gott“ murmelte Lara entsetzt… doch da passierte etwas unglaubliches: die Brumbys wurden langsamer und bleiben schliesslich ganz stehen! Da hatte Lara plötzlich eine Idee, so verrückt sie auch klang. „Kommm“ flüsterte sie. „Wir reiten auf den Pferden!“ Die arme Sandy war entsetzt. „Aber das geht doch nicht“ sagte sie. „Warum denn nicht? Wir können sowieso nicht mehr laufen, Sandy! Willst du wirklich sterben? Du bist erst 14, Sandy! Das kann doch nicht dein Ernst sein!“ Sandy sah ihre Schwester nachdenklich an. Doch sie wusste, was Lara sagte, stimmte.
Melanie hielt die Warterei nicht länger aus. „Ich muss was tun“ dachte sie. „Ich geh mal Ausreiten!“ rief sie ihrem Vater zu. In Wirklichkeit wollte sie Lara und Sandy suchen. Sie ging und sattelte sich Happys Painted Melody. Als sie fertig war, stieg sie auf und ritt in die Wüste, ins Ungewisse.
Lara wusste schon, wie sie es machen wollte. Die Herde war nicht so gross wie sie vermutet hatte. Ungefähr 120 Pferde, vielleicht etwas weniger. Einige Pferde standen ein Stück abseits von den anderen. 2 von ihnen, anscheinend 2 Stuten ohne Fohlen, standen nah bei Lara
und Sandy. Sie hatten sie gar nicht bemerkt. Da war Laras beiges Shirt und Sandys gelbe Hose von Vorteil. Sie und Sandy hatten sich hinter einer Düne versteckt. „Jetzt“ flüsterte Lara und sie stürzten von 2 Seiten hervor. Die Stuten stiegen panisch und versuchten wegzurennen. Eine von den beiden schaffte es, aber der zweiten schlug Lara schnell den Gürtel wie als Zügel um den Hals, während Sandy auf ihren Rücken sprang. Lara kletterte vor ihre Schwester auf den Pferderücken. Jetzt hatte sich Unruhe unter den Pferden breitgemacht. Erst jetzt bemerkten Lara und Sandy, das sie auf dem Rücken der Leitstute sassen. Die warf den Kopf in die Höhe und schnaubte ängstlich. Dann fiel sie in Trab, die anderen Pferde folgten ihr. „Die geht ja herrlich“ flüsterte Lara. „Ich bin sicher, sie wird uns zurückbringen.“
Sandy sagte nichts. Lara wurde jetzt erst wirklich bewusst, das sie ihre Schwester verlieren konnte. Sie hatte sich bis jetzt noch nie wirklich mit dem Tod auseinander gesetzt, es bestand ja kein Grund dazu. Doch die vergangenen Stunden hatten sie eines besseren gelehrt…
Die P1ferde verfielen in einen unruhigen Galopp. Kein Pferd kam der Leitstute zu nahe aus Angst vor den Menschen. Es war ungefähr 14 Uhr Nachmittag. Lara wusste nicht, wie sie die heisseste Zeit des Tages überstanden hatte. Ihre Beine taten weh, Lara konnte ja nicht reiten. Sie hielt sich mit der einen Hand verkrampft an dem Gürtel fest, mit der anderen hielt sie Sandy, das diese nicht vom Pferd fiel.
Melanie hatte ihren Ritt beendet. Es war 15 Uhr Nachmittag, sie war 2 Stunden geritten. Keine Spur von Lara oder Sandy. Mel bemühte sich um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Sie wusste selbst am besten, wie gefährlich es im australischen Outback war.
Lara hatte den Kopf nach vorn gelegt, auf den Rücken des Pferdes. Sie war müde und durstig, unvorstellbar durstig. Die Pferde trabten jetzt langsamer, aber Lara wusste, es würde nicht mehr lang Zeit vergehen bis sie endgütltig vom Pferd fiel. Sandy war halb ohnmächtig, deshalb hatte Lara einfach den Gürtel vom Pferdehals genommen und Sandy an sich gebunden.
Plötzlich fielen die Pferde in Schritt. Vor sich sah Lara – nein nicht möglich! – eine Oase. Sie lächelte müde. Jetzt hatte sie schon Halluzinationen. Doch die Oase wirkte ziemlich real. Sie kam immer näher. „Nein“ murmelte Lara „nicht möglich!“. Doch es war möglich, bald konnte sie die Oase ganz genau erkennen. Sie bestand aus vielen Palmen und hinter ihnen blitzte das strahlende Blau eines kleinen Sees hervor. „Das ist das schönste, was ich seit langer Zeit gesehen habe“ flüsterte Lara. Sie löste mit Mühe den Gürtel und stieg, nein fiel, vom Pferd. Dann rüttelte sie Sandy, bis diese aufstand. „Ich will Wasser“ murmelte Sandy. Lara verstand die Worte nicht, sie erriet sie. Mit riesiger Mühe schleppte sie Sandy zu den Palmen und zu dem See. Dann bückte sie sich und begann zu trinken, Sandy ebenso. „Das ist das beste seit langem“ seufzte Lara. Sie tranken eine halbe Stunde, neben ihnen die Pferde. „Was sollen wir tun, das die Pferde nicht weglaufen? Ich bin müde und will schlafen, aber wenn dann am nächsten Tag die Pferde weg sind?“ „Ich weiss was“ meinte Lara. Sie war müde und unglaublich hungrig, aber auch glücklich. Jetzt würde sie wenigstesn nicht sterben. Sie schaute nach, ob die Stute ihren Dust gelöscht hatte und entdeckte, das das Pferd sich bereits im Schatten einer Palme niedergelgt hatte. Sie nahm ihren Gürtel und band die Stute am Stamm fest. „So entkommt sie uns nicht.“ murmelte Sandy. Es war 17 Uhr ungefähr und Lara und Sandy waren schrecklich hungrig. „Ich habe einen Idee“ rief da plötzlich Sandy. „Schau, da gibt es Kokosnüsse, wir können uns welche holen!“ Gesagt, getan. Lara erkletterte mit einiger Mühe die Palme und warf einige Kokosnüsse hinunter.
Unten angekommen, versuchten Lara und Sandy die Nüsse zu öffnen. Nach einiger Zeit gelang es ihnen, sie mit einem Stein zu zerschlagen. „Das ist so lecker“ seufzte Sandy. Nachdem sie fertig waren, legten sie ich zu der Stute in den Sand und schliefen augenblicklich ein.
Am nächsten Morgen wurden sie von einem lauten Schnauben geweckt. Es war 4 Uhr Morgens, laut Laras Uhr. Aber sie waren gestern auch schon gegen 19 Uhr eingeschlafen. „Wir müssen weiter“ murmelte Sandy. „Du brauchst ein eigenes Pferd“ meinte Lara. Zielstrebig ging sie auf einen kräftigen Rappen zu und warf ihm ihren Gürtel um den Hals. Er wehrte sich und buckelte, ergab sich aber bald seinem Schicksal. „Jetzt spring auf“ meinte Lara. Kurz darauf sassen sie beide auf den Pferden. Lara ritt wieder die Leitstute. Sie ritten zuerst gemütlich Schritt, dann fiel die Stute in Trab. Als die Sonne aufging, sprang das Pferd in Galopp und sie galoppierten direkt in den Sonnenaufgang. Nie hatte Lara Schöneres erlebt.
„Ich nenne dich Aurora, das bedeutet Sonnenaufgang“ murmelte Lara. Es war der tollste Augenblick ihres Lebens, nie hatte sie sich einem Pferd so nahe gefühlt. Doch die Schönheit des Moments hielt nicht lange. Lara sah einen Schatten auf sich zurasen. „Ein Dingo“ schoss ihr durch den Kopf. Aurora stieg panisch und warf den Kopf hoch. „Sie hat Angst“ dachte Lara. „Die Dingos werden ihr was tun!“ Ohne Nachzudenken sprang sie vom Pferd. Sie packte einen Stein und schleuderte ihn nach dem Dingo. Sie traf zwar nicht (hatte sie auch gar nicht beabsichtigt), doch der Dingo suchte jaulend das Weite, mit ihm die anderen Dingos. „Ist schon gut“ murmelte Lara der völlig verängstigten Aurora zu. „Meine Süsse“ murmelte sie. „Beruhig dich, es ist alles gut!“ Aurora hörte auf, wie verrückt herumzutänzeln. Sie blieb ruhig stehen und ließ Lara aufsteigen. „Meine Liebe“ flüsterte das Mädchen. Sie ritten immer Weiter. Plötzlich sah Lara etwas, das sie erstarren ließ. Die Ranch von Familie Miller. „Ich kanns nicht glauben“ rief Lara. „Es ist wie ein Wunder , Sandy!“ Die Pferde jedoch wollten nicht zur Ranch. Deshalb stigen Lara und Sandy ab. „Ciao, meine Süsse“ flüsterte Lara Aurora zu. „Ich werde dich nie vergessen, du hast mir das Leben gerettet!“
Aurora schnaubte noch einmal. Dann drehte sie sich um und galoppierte im goldenen Sonnenschein davon. Lara konnte eine Träne nicht mehr zurückhalten. Und sie wusste selbst nicht warum sie weinte, wegen Aurora oder wegen dem scharfen Wind.

—————-Nachwort—————-

Lara und Sandy wurden von ihrer Familie und ihren Freunden überglücklich empfangen. Sie reisten einige Wochen später aus Australien ab und gewöhnten sich Zuhause schnell wieder an den grauen Alltag in Wien. Fünf Jahre später heirateten Lara und Tom und wohnten fortan in einer großen Stadt in Deutschland. Doch auch noch als Erwachsene sah Lara, wenn sie unglücklich war, die schöne Brumbystute vor sich, die ihr einst das Leben gerettet hatte.

eingesandt und geschrieben von Julia Prock-Schauer
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