„Das Genick ist der höchste Punkt und die Stirn-Nasenlinie kurz vor der Senkrechten“ ist ein Satz aus der klassischen Reitlehre, den jeder gute Dressurreiter zur Genüge kennt. Was bei der erfolgreichen Reiterin Ingrid Klimke und ihren Pferden aber spielend einfach aussieht, erfordert in der Regel eine gute Ausbildung des Pferdes und feines Reiten. Erfahre alles über das Thema Beizäumung, Ihr Ziel und die Richtlinien der FN.
Die Begriffe Anlehnung und Beizäumung
Der Unterschied zwischen Anlehnung und Beizäumung liegt hauptsächlich in der Art und Weise, in der Position des Pferdekopfes und der Kopf-Hals-Haltung. Beide Begriffe beschreiben eine bestimmte Haltung und eine Art der Verbindung zwischen Pferd und Reiter, aber sie haben unterschiedliche Zielsetzungen und Auswirkungen auf das Pferd.
Grundlage für die Beizäumung: Anlehnung beim Pferd
Vor der Beizäumung kommt die Anlehnung. Anlehnung ist ein zentraler Begriff in der Pferdeausbildung und beschreibt das positive, gleichmäßige Zusammenspiel zwischen dem Reiter und dem Pferd. Wenn von Anlehnung die Rede ist, tritt das Pferd an das Gebiss heran.
Das Pferd soll dabei nicht mit Hilfe des Zügels die Hand des Reiters als Stütze nutzen, um das Gleichgewicht halten zu können. Die Ganaschen und der Hals des Pferdes sind entscheidend für die Anlehnung. Als Reiter ist es wichtig, diese Aspekte zu verstehen und das eigene Reiten entsprechend anzupassen.
Die Anlehnung ist ein Zeichen für die harmonische Kommunikation und das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter. Ein Pferd in guter Anlehnung zeigt, dass es auf die Zügelhilfen reagiert, aber gleichzeitig entspannt im Maul bleibt und die gesamte Muskulatur in der Folge aktiv und durchlässig arbeitet. Eine gute Anlehnung trägt entscheidend zur Ausbildung des Pferdes bei und verbessert seine Balance, Beweglichkeit und das Vertrauen in die Kommunikation mit dem Reiter.
Was ist eine Beizäumung?
Beizäumung kommt, vereinfacht formuliert, nach der Anlehnung. Das Pferd „steht am Zügel“, das heißt, bei der Beizäumung bleibt die Stirnlinie des Pferdes immer leicht an oder vor der Senkrechten. Eine fundierte Kenntnis ist essenziell, um den Unterschied fühlen zu können.
Tipps, um Beizäumung zu erkennen: Korrekte Beizäumung zeigt sich nach der Definition des Begriffs nach der FN durch vermehrte Beugung im Genick und die Rundung des Pferdehalses. Das Pferd kommt weg von der Vorhand, Hinterhand und Rücken der Pferde werden zunächst für eine kurze Dauer verstärkt aktiviert.
Stirn-Nasenlinie und Genick des Pferdes bei der Beizäumung
Das Bild sieht bei der Beizäumung folgendermaßen aus: Das Pferd geht am Zügel und tritt vermehrt an den Schwerpunkt heran. Die Stirn-Nasen-Linie bleibt zu jeder Zeit vor der Senkrechten. Die Beizäumung ist ein Prozess, der das Genick des Pferdes als höchsten Punkt berücksichtigt und die Hinterhand aktiviert.
Der Rücken wird durch das Herantreten an den Schwerpunkt mit der Hinterhand aufgewölbt. Die Grundlage sind Versammlung und Losgelassenheit. Nicht jedes Pferd ist zum gleichen Grad der Beizäumung in der Lage. Hier spielt die Ganaschenfreiheit eine wichtige Rolle. Weitere Faktoren sind:
- Alter des Pferdes
- Ausbildungsstand
- Körperbau des Pferdes
- Rahmen-Erweiterung
- Versammlung
- Losgelassenheit
Beizäumung kann man nicht erzwingen
Korrekte Beizäumung geht mit Anstrengung für das Pferd einher und kann weder beim Reiten, noch an an der Hand mit Kappzaum erzwungen werden. Zwang durch Rollkur oder der Einsatz von Hilfszügeln können gute und feine Reiterei nicht ersetzen. Der Reiter kann zwar die Nase des Pferdes mit dem Gebiss vor die Senkrechte ziehen, es erfolgt jedoch keine korrekte Biegung von Genick, des Kopfes oder des Rückens oder des Halses.
Zu den wichtigen Aspekten der Beizäumung gehört die sensitive Hand des Reiters, die den Zügel ohne übermäßigen Druck auf das Pferdemaul und den Unterkiefer führt und dem Pferd Sicherheit vermittelt. Dies erfordert Erfahrung und Fingerspitzengefühl.
Die Beizäumung erfolgt durch eine geschickte Reiterhand, die den Bewegungen der Pferde sensibel folgt, Führung und bei Bedarf die Bewegung durch Nachgeben ermöglicht. Somit entsteht durch feine Hilfen eine harmonische Verbindung zwischen Reiter und Pferd.
Eine adäquate Aufrichtung ist essenziell, um Fehler bei der Beizäumung zu vermeiden. Der Kopf des Pferdes sollte dabei stets die korrekte Position einnehmen, viel wichtiger ist jedoch das Untertreten unter den Schwerpunkt. Die Frage nach dem Wohl des Pferdes steht bei dieser Form des feinen Reitens immer im Vordergrund.