Koppen, eine häufige Verhaltensstörung beim Pferd, ist eine stressbedingte Erkrankung, bei der Pferde systematisch Luft schlucken. Viel diskutiert in der Welt der Pferde ist das Thema, ob der Kopperriemen eine Lösung für dieses Problem darstellt oder für die Tiere einfach nur einen weiteren Stressfaktor bedeutet, da das Verhalten unterbunden wird.
Der Einsatz von Kopperriemen ist nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar. Er kann eine schnelle Hilfe bieten, wenn durch das Koppen gesundheitliche Gefährudungen beim Pferd bestehen. Allerdings müssen die Ursachen des Koppens bei Pferden gefunden und nicht nur die Symptome bekämpft werden.
Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) schätzt Kopperriemen als tierschutzrelevant ein. Daher kann der Einsatz eines Kopperriemens allenfalls eine vorübergehende Lösung sein.
Verhaltensstörungen beim Pferd: Was ist Koppen?
Koppen ist eine stereotype Verhaltensstörung bei Pferden. Das Pferd spannt beim Koppen wiederholt die untere Halsmuskulatur an, um den Schlundkopf zu öffnen und lässt in einer ruckartigen Bewegung Luft in die Speiseröhre einströmen. Das Ausstoßen der Luft geht mit einem Geräusch einher, das dem Rülpsen eines Menschen ähnelt. Es gibt zwei Varianten dieser Verhaltensstörung: Aufsatzkoppen und Freikoppen.
Beim Aufsatzkoppen setzt das Pferd die oberen Schneidezähne auf festen, erhöhten Strukturen, wie einem Stallgitter, einer Mauer oder einer Tür, auf und kaut an dem Gegenstand, reibt oder beißt und erzeugt dabei das charakteristische Geräusch durch das Anspannen der Muskulatur.
Freikoppen bedeutet, dass das Pferd für das Koppen kein festes Objekt benötigt, sondern oft in freier Bewegung koppt. Die Halsmuskeln ziehen den Kopf in Richtung der Brust und schnellen dann nach vorne. Freikopper sind deutlich seltener, da das freie Koppen ohne Aufsetzen der Schneidezähne schwieriger für das Pferd ist. Diese Form des Koppens tritt meistens erst auf, nachdem das Verhaltensmuster schon längere Zeit etabliert ist.
Gründe und Ursachen dieses Verhaltens sind zum Beispiel:
- Langeweile in der Box
- Haltungs- und Umweltbedingungen
- Fütterung: Umstellung von Rau- auf Kraftfutter
- zu wenig Bewegung
- genetische Veranlagung
Wissenschaftliche Ergebnisse zum Thema Koppen
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es eine genetische Veranlagung für das Koppen bei den betroffenen Tieren gibt, die zum Teil für das Verhalten verantwortlich ist. Eine weitere Studie belegt, dass Koppen dem Stressabbau dient.
Gesundheitliche Folgen: Ist Koppen bei Pferden schlimm?
Koppen kann zur Abnutzung der Zähne führen, besonders im Bereich der Schneidezähne und der Backenzähne. Das wiederholte Scharren oder Beißen auf harten Oberflächen durch das Aufsetzen kann zu Zahnabrieb und Rissen und Absplitterungen an den Zähnen der Pferde führen.
Das ständige Koppen beansprucht außerdem die Kiefermuskulatur und kann zu Verspannungen im Kieferbereich und der Halsmuskulatur führen. Diese Verspannungen können sich durch das gesamte Hals-Nacken-Gebiet ziehen und zu weiteren Muskelbeschwerden im Rücken führen.
Langfristig kann das die Rittigkeit des Pferdes einschränken und die Muskulatur auch beim Reiten ungleichmäßig belasten. Der permanente Stress kann dazu führen, dass die Pferde auch im Stall oder auf der Weide nicht mehr zur Ruhe kommen.
Wenn ein Pferd zu koppen beginnt, ist es im ersten Schritt ratsam, einen Tierarzt hinzuzuziehen, um sowohl die Ursachen als auch mögliche gesundheitliche Folgen zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Wie funktioniert ein Koppriemen?
Ein Kopperriemen kann eine Möglichkeit sein, das Pferd vom Koppen abzuhalten, behebt aber nicht die Ursache. Die Merkmale dieser zwanghaften Stereotypien sind häufig belastend, sowohl für das Tier als auch für den Halter.
Der Kopperriemen wird am Hals des Pferdes (direkt hinter dem Kopf) angelegt und soll das Koppen mechanisch unterbinden. Das Pferd kann durch den Riemen die Muskulatur nicht mehr anspannen und wird so am Koppen gehindert. Kopperriemen bestehen in der Regel aus Leder oder Nylon und liegt eng am Pferdehals an.
Sind Kopperriemen verboten?
Der Kopperriemen kann eine nützliche vorübergehende Maßnahme sein, um das Koppen zu verhindern, insbesondere wenn ein Pferd akut unter stressbedingtem Koppen leidet und andere langfristige Lösungen noch nicht umsetzbar sind.
In manchen Fällen kann der Kopperriemen helfen, das Verhalten abzuwenden, wenn das Pferd aufgrund von Frustration oder Langeweile koppt, indem er das Verhalten unterbricht und das Pferd von der gewohnten Handlung ablenkt.
Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass das Koppen in der Regel ein Symptom von Stress oder Frust ist. Daher ist es letztlich entscheidend, die Ursachen zu behandeln. Ein Kopperriemen kann das Problem also nur vorübergehend einschränken, löst jedoch nicht die tiefer liegenden psychischen Probleme, die das Verhalten auslösen.
Unter Hinweis auf das Tierschutzgesetz, ist die Praxis des Anlegens eines Kopperriemens umstritten. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) schätzt Maßnahmen, wie Kopperriemen und Kopper-Operation laut der Angaben auf der Seite als tierschutzwidrig ein. Tierquälerei, wie sie oft bei der Behandlung von Koppen auftreten kann, wirft ihrer Meinung nach sowohl rechtliche als auch ethische Probleme auf.
Kopperriemen: Ja oder nein?
Im Reitsport wird der Kopperriemen trotz heftiger Diskussionen weiterhin genutzt. Doch der Riemen birgt Risiken und Nachteile. Hauptproblem ist, dass die Auswirkungen des Koppens – etwa Koliken – vermindert werden könnten, die zugrundeliegenden Verhaltensstörungen jedoch nicht angegangen werden.
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass das Pferd beim Versuch des Koppens gegen den Riemen drückt und dabei etwas durch den Druck verletzt wird. Scheuerstellen im empfindlichen Genick durch den eng sitzenden Riemen können auch die Reitbarkeit des Pferdes einschränken. Stress wirkt sich zusätzlich auf den Magen aus. Es ist daher wichtig, die zugrundeliegenden Probleme anzugehen, anstatt nur nach kurzfristigen Lösungen zu suchen.
Wann sollte ein Kopperriemen eingesetzt werden?
Ein Kopperriemen kann vorübergehend verwendet werden, wenn ein Pferd intensiv koppt und dringend von dieser Verhaltensweise abgehalten werden muss, um gesundheitliche Risiken, wie Zahnschäden oder Kieferprobleme, zu verhindern.
Allerdings sollte ein Kopperriemen nur in Verbindung mit ganzheitlichen Lösungen angewendet werden, die auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen des Pferdes abzielen. Dazu gehören:
- Mehr Bewegung und Abwechslung im Alltag
- Fütterung von Heu und Raufutter
- Haltung im Herdenverband oder regelmäßige Kontakte zu anderen Pferden
- Psychische Stimulation durch Bodenarbeit oder abwechslungsreiche Fütterung
- Stressabbau durch eine ruhige, sichere Umgebung
Ein Kopperriemen sollte also immer nur ein Hilfsmittel im Rahmen einer umfassenden Strategie zur Behandlung des Koppenverhaltens sein, das die Ursachen der Krankheit berücksichtigt.
Kann man Koppen abgewöhnen?
Alternativen zum Kopperriemen können die Gesundheit des Pferdes nachhaltig fördern. Eine Beruhigung des stressgeplagten Pferdes sollte im Vordergrund stehen. Im Reitsport wird häufig auf regelmäßiges, abwechslungsreiches Training und ausreichend Auslauf im Herdenverband gesetzt, um dem Stress beim Pferd entgegenzuwirken, der das zwanghafte Verhalten auslöst.
Ergebnisse aus Studien weisen darauf hin, dass Stressprävention und eine geeignete Umgebung die wichtigsten Faktoren sind, um Koppen vorzubeugen oder zu vermindern. Durch richtige Fütterung und ausreichende Beschäftigung kann das Pferd abgelenkt werden und bekommt weniger Gelegenheit zum Koppen. Neben der Stressreduzierung kann so die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes gesteigert werden.