Abendgebet eines Schulpferdes

Vergangen ist des Tages Last,


sie schien mir heut‘ unendlich fast.
Soeben ging die Stalltür zu,
Sankt Georg, schenk mir gute Ruh‘.

Vergib dem Meier, der mich heute
mal wieder kräftig bläute:
Als ich nicht wusste, was er wollte,
und dann nicht tat, was ich wohl sollte.

Vergib mir, dass zu guter Letzt,
ich ihn einfach abgesetzt.
Und lass ihn künftig lieber fort,
bekehre ihn zum Autosport.

Ich bitt‘ dich, denn mein Kreuz ist schlapp,
nimm Müller ein paar Kilo ab.
Schenk ihm Sitz, Schenkel und Verstand
und eine nicht so harte Hand.

Lass meine Reiter sich befleißen,
mich nicht mehr so im Maul zu reißen.
Gib, dass sie mich mit scharfen Sporen
nicht mehr in die Flanke bohren.

Ich danke dir, dass dann und wann,
mich jemand reitet, der es kann.
Und dass du mir dann gönnst im Trabe,
zu zeigen was ich in mir habe.

Gib mir auch morgen Eleganz,
bewahre meines Felles Glanz.
Und lass mir täglich Hafer geben,
behüte mir mein Pferdeleben.

(unbekannt) eingesandt von Julia Heese