Olympia 2024 – Tierwohl im Fokus

Equestrian sport - dressage
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Die Olympischen Spiele 2024 in Paris sollen pferdegerecht werden

Frankreich macht Ernst. Die Olympischen Spiele 2024 in Paris sollen ein Aushängeschild in Sachen Tierwohl werden. Damit ist das Wohl des Pferdes gemeint. Es ist der vierbeinige Athlet, der in den Reitsport-Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit antritt. Darüber hinaus wird Olympia 2024 das letzte Olympische Event sein, bei dem die Fünfkämpfer in der Teildisziplin Reiten antreten.

Frankreich fordert reihenweise Änderungen

Mit dem Einsatz für das Wohl der Pferde macht Frankreich dem Weltreiterverband FEI gehörig Druck. Auf insgesamt 72 Seiten werden 46 Forderungen gestellt. Ausgearbeitet hat dies eine Gruppe von Abgeordneten der Französischen Nationalversammlung. Eingereicht wurde das Werk direkt beim Olympischen Committee.

FEI wurde übergangen

Der Weltreiterverband FEI fühlt sich deshalb übergangen. Im Reitsport ist er die Instanz, die mit dem Aufstellen und Verändern von Regeln bei internationalen Reitsport-Veranstaltungen befasst ist. Der Grund, weshalb die französischen Abgeordneten die FEI übergangen haben, ist leicht zu erraten. Die Regeln, die die FEI vorsieht, gehen Frankreich nicht weit genug. Einige erst kürzlich von der FEI eingeführte Regularien, möchte Frankreich wieder abgeschafft sehen.

Young girl jumping with horse - isolated on white
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Olympia 2024 – ein Forderungskatalog

Dabei kratzt Frankreich keineswegs nur an der Oberfläche. Die vorgeschlagenen Regel-Änderungen rütteln vielmehr am Fundament. Und die FEI muss sich über die politische Einmischung ärgern. Verbesserungsbedarf sehen die französischen Verfasser des Reports, die sich für den umfassenden Report und seine Forderungen den Rat zahlreicher Experten wie Tierärzte, Wissenschaftler, Reiter und Trainer geholt haben, unter anderem in den Bereichen Haltung, Fütterung, Equipment, beim Einsatz von Hilfsmitteln aber auch beim Format. Hier fordern sie die Rückkehr zum Vierer-Team bei der Mannschaft.

Boxengröße, Longier- und Graseflächen

Der Sportler Pferd soll sich bei den Olympischen Wettbewerben angemessen entspannen können. Deshalb haben die Abgeordneten unter Einbeziehung von Experten wie Tiermedizinern, Wissenschaftlern, Reitern etc. die Forderung nach Flächen für das Grasen, Longieren und entspannte Reiten z.B. auf Galoppbahnen aufgestellt. Für alle Flächen wird ein Untergrund gefordert, der die Sicherheit der Pferde gewährleistet. Damit sind plane Flächen gemeint, die genug Grip und Elastizität bieten, um ein Wegrutschen zu verhindern. Dabei dürfen die Böden aber nicht tief sein oder matschig, so dass Bänder, Sehnen, Gelenke oder andere Strukturen Verletzungs-Risiken ausgesetzt werden.

Heu ad libitum für alle Pferde

Der Report enthält auch die Forderung nach ausreichend viel Heu, so dass die Pferde mehrfach am Tag mit Raufutter versorgt werden können. Dabei soll auch die ad libitum-Fütterung möglich sein. Maßstab ist jeweils das individuelle Pferd, sein Bedarf, sein Fressverhalten. Eine Beschränkung oder reglementierte Zuteilung von Futter wird als nicht pferdegerecht angesehen.

 

Foot of the athlete in a stirrup astride a horse, the foot of the rider, sitting on a horse, in a black boot with a spur, rests on a metal stirrup
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Gerte und Sporen werden in Frage gestellt

Der Einsatz der Gerte soll nach französischem Vorschlag lediglich ein einziges Mal einmal in einer Prüfung gestattet sein und lediglich zwei Mal bei der Vorbereitung. Wird die Gerte häufiger eingesetzt, soll das zum Ausschluss von der Prüfung führen. Das Anlegen von Sporen, wie es die FEI in der Dressur auf höchstem Niveau vorschreibt, möchte Frankreich dem Reiter freistellen. Kann er sein Pferd auch ohne Sporen vorstellen, darf er auf die Sporen verzichten. Der Einsatz von scharfen Gebissen und Schlaufzügeln wird abgelehnt. Für Gebisse wird ein Katalog genehmigter Varianten gefordert, die als pferdegerecht eingestuft werden. Hilfszügel sollen verboten werden.

Rollkur wird radikal verbannt

Darüber hinaus wird ein klarer Verzicht auf Hyperflexion gefordert, gerne umgangssprachlich als Rollkur bezeichnet. Auch ein kurzes Heranziehen des Pferdekopfes hinter die Senkrechte, egal wie kurzfristig die Maßnahme eingesetzt wird, soll zum Ausschluss des Paares führen. Aspekte, die der FEI nicht gefallen können, da sie in diesen Punkten bereits mehrfach Diskussionen geführt hat, Regeln geändert hat, aber den klaren Verzicht bislang gescheut hat.

Anreise soll früher erfolgen

Damit Pferde sich besser an die vor Ort gegebenen klimatischen Bedingungen anpassen können, fordern die französischen Abgeordneten, dass die teilnehmenden Pferde und ihre begleitenden Teams früher als bisher geplant anreisen dürfen. Hierfür wird eine Zeitspanne von 15 Tagen vor dem Beginn des Wettbewerbs empfohlen.

Rückkehr zur alten Regel bei Mannschafts-Wettbewerben

Zum einen wird die Rückkehr zum Team mit vier Reitern wird gefordert, damit das Paar mit der schlechtesten Wertnote als Streichergebnis nicht zum Mannschafts-Ergebnis zählt. Damit soll sichergestellt werden, dass der Reiter sein Pferd schon, sollte es eine plötzliche Schwäche oder schlechte Tagesform zeigen. Zum anderen fordern die französischen Politiker die Rückkehr zum alten Format. Damit ist der Ablauf gemeint, bei dem zunächst die Einzelwertung ausgetragen wird und erst im Anschluss die Team-Wertung ausgetragen wird.